Geschichte der Ortschaft bis 1945
1214 | Die erste urkundliche Erwähnung unter dem Ortsnamen Juterchoow, eine slawische Ansiedlung. Jütrichau war ein Kirchendorf. Die Kirche war Tochterkirche der Kirche zu Wertlau und wurde erstmals bei der Bestätigung des Nonnenklosters zu Zerbst erwähnt. |
1272 | Die Kirche von Wertlau wurde nebst der Kirche zu Jütrichau durch Walter und Buchard von Barby dem Zerbster Nonnenkloster geschenkt. Zu dieser Zeit wird bereits von einem Ritterbesitztum gesprochen, mit großer Sicherheit der heutige sogenannte Gutshof. Der Ortsname ändert sich in Juterchowe. |
1541 | Die Größe der Dorfmark betrug 17 Hufen, ca 170 Hektar. Angesiedelt waren ein Lehnschulze, fünf Anspänner, sechs Kossaten und einen Lohngutbesitzer. Die Dorfbewohner hatten umfangreiche Dienste auf dem fürstlichen Hofe zu Tornau zu verrichten. Desgleichen waren sie mit hohen Naturalabgaben an die Herrschaft und des Jungfrauenklosters zu Zerbst belegt. |
1625 | Der 1618 ausgelöste 30-jährige Krieg brachte besonders durch die Schlacht am 25.April 1626 an der Dessauer Elbbrücke zwischen den Heerscharen Wallensteins und Mansfeld Not und Elend. Die gesamte Belagerungszeit von Zerbst und der Gebiete bis zur Elbe war mit Zerstörung, Raub, Pest und anderem Elend verbunden. |
1638 | In Jütrichau wird erstmals ein Schulmeister erwähnt. |
1650 | Durch zwischenzeitliche Rodung und Entwässerungsarbeiten von sumpfigen Boden wurden Landflächen nutzbar gemacht. Der Ritter- gutsbesitz betrug 241 Hektar und die Gemeindebezirksfäche 201 ha. |
1680 | Den Rittergutsbesitz übernahm die Herrschaft von Oppen. Ab -Zeit unbekannt - bis 1680 war das Rittergut in Verwaltung von "von Karge". Anfang 1700 stiftete Georg Abraham von Oppen der Kirche den noch heute existierenden Altar. Von Oppen war Patron der Kirche. Das Rittergut blieb bis 1901 in ihrem Besitz. |
1721 | Der Kirche wurde von den 3 Söhnen der Oppens eine Glocke gestiftet. |
1807 | Durch den Ort entlang des Teiches erfolgte der Bau der Landstraße Zerbst - Roßlau. Die Straße wurde durch den Zerbster Hofgärtner Corthum mit Plantanen und Akazien bepflanzt. Die Plantanen am Teich zeugen heute noch davon. |
1818 | Die Dorfentwicklung verlief ab dieser Zeit wie folgt: 1818 - 12 Häuser mit 97 Einwohnern 1830 - 17 Häuser mit 101 Einwohnern 1871 - 19 Häuser mit 120 Einwohnern 1884 - 22 Häuser mit 136 Einwohnern 1900 - 28 Häuser mit 168 Einwohnern 1905 - 36 Häuser mit 195 Einwohnern |
1850 | Die Dienste und Naturalabgaben wurden durch Geldleistungen abgelöst. In der sogenannten Separationszeit erfolgte auch eine Neuaufteilung der Landfläche an die Bauern. |
1863 | Es erfolgte der Bau der Eisenbahnstrecke Zerbst-Roßlau. In Jütrichau begann damit die Ansiedlung von Industrie. So u.a. eine Stärke-und Kartoffelflockenfabrik, eine Ziegelei, die um 1900 stillgelegt wurde, um 1890 eine Strohseilfabrik und Häckselschneiderei, eine Tischler- und Stellmacherei und um 1900 eine Dachsteinfabrik. |
1890 | Gegen Ende diesen Jahrzehntes wurde die alte Feldsteinkirche abgerissen. |
1892 | Bau einer neuen, der jetzigen Kirche im neugotischen Stil. Zum Neubau stifteten zwei Brüder von Oppen zwei noch erhaltene Kirchenfenster für den Altarraum. |
1894 | Die Kirchenglocke wurde unter Beihilfe von Staat und Gemeinde in eine größere umgegossen. |
1896 | Bau einer neuen Schule in Jütrichau gegenüber der Kirche |
1897 | Gründungsjahr der heutigen Freiwilligen Feuerwehr |
1901 | Der Anhaltinische Oberamtsmann Albert Kitzinger übernahm den Rittergutsbesitz |
1914 | Beginn des 1.Weltkrieges 1914-1918. Der Großteil der männlichen Bürger wird zum Wehrdienst einberufen. Sechs von ihnen sind im Krieg für das Vaterland gefallen. |
1926 | Das Wäldchen nördlich von Jütrichau - der "Jütrichauer Busch" mit 21,6 Hektar wird unter Naturschutz gestellt. |
1929 | Zwischen Eisenbahn und der Landstraße wurden bei Bodenarbeiten wurden Brandstellen der Laténezeit vorgefunden. (vorgeschichtliche zweite Eiszeit etwa 500 v. Ch. bis ins 1.Jahrhundert n. Ch. |
1934 | Die alte Verbindungsstraße Zerbst-Roßlau, vorbei am Jütrichauer Teich wird durch den Neubau der jetzigen B 184 begradigt. |
1935 | Das Rittergut als Großgut geht in Besitz über an Herrn Heuber |
1939 | 1.September- Beginn des 2. Weltkrieges. Fast alle Männer wurden im Verlauf zum Kriegsdienst eingezogen. 22 sind im Krieg gefallen. |
1941 | Im rechts der Straße Jütrichau - Wertlau gelegenen Waldstück wurden durch die Flugzeugwerke Hugo Junkers AG Dessau Baracken zur Unterbringung eines Projektierungsbüros errichtet. Sie dienten als Sicherheitsmaßnahme für evtl. Feindeinwirkungen auf das Dessauer Stammwerk. Bis Kriegsende waren sie Eigentum der Junkerswerke. |
1942 | Zur Abwehr feindlicher Luftangriffe auf Zerbst und sicher zum Schutz des ausgelagerten Junkers-Projektierungsbüros wurden nördlich von Jütrichau am Rande des Naturschutzgebietes "Jütrichauer Busch", jetziger Sportplatz, Flakeinheiten mit Baracken und Bunkern stationiert. |
1945 | Mitte April erfolgte ein Luftangriff mit Bombenabwurf auf die Flakstellungen. Jütrichau selbst blieb davon verschont. Am 18./ 20.April zogen amerikanische Truppen von Pakendorf her kommend in Jütrichau ein. Kurze Zeit später wurden die amerikanischen Truppen durch sowjetische Truppenteile abgelöst. Große Teile waren auf dem Gutshof stationiert. |